Mund- und Nasenschutz

Also doch nun, einmalig tausendfünfhundert Worte zum Maskenthema. Wem das Thema zu den Ohren (oder zu Mund oder Nase) herauskommt (was ich verstehen kann), liest dann am besten einfach erst wieder meinen nächsten Beitrag.

Spätestens seit März gibt es weltweite Diskussionen über den Sinn des Tragens eines Mund- und Nasenschutzes zur Verminderung einer Ansteckung mit Viren. Von Anfang an wurde darauf hingewiesen, dass man sich auch mit diesem Schutz vor Covid-19 nicht sicher fühlen sollte, vor allem, wenn es sich um einen einfachen Schutz zum Beispiel in Form einer OP-Maske handelt oder auch um einen selbstgenähten Mundschutz aus Baumwolle.

Doch, und das sei ja das Schöne daran, wir können durch das Tragen dieses Schutzes Solidarität ausdrücken, denn wer einen einfachen Schutz trägt, schützt zwar vielleicht nicht sich selbst, aber zumindest automatisch die anderen vor seinem eigenen Husten oder Niesen – und wenn das somit alle machen, schützt jeder jeden. Soweit die Theorie.

Nun gab es anfangs noch von vielen Regierungen die Aussage (auch von der WHO), dass eine Maskenpflicht nicht viel Sinn mache und es deshalb keine geben solle. Diese Aussage galt, solange es nicht genug Masken gab – und wurde neu überdacht, seit es genug Masken gibt. Seitdem gibt es nun auch diverse Arten von Maskenpflichten in Deutschland und dem Rest der Welt. An diesem Maskenbeispiel kann man sehr schön die den jeweiligen Umständen und nicht unbedingt den tatsächlich bekannten Fakten angepasste Informationspolitik der Regierung(en) erkennen, die sich durch die bisherige Corona-Krise wie ein roter Faden zieht, aber das ist ja ein anderes Thema.

Mein Mann und ich tragen hier in Spanien seit März beim Einkaufen entweder eine Maske oder ein Tuch. Auch ohne wissenschaftliche Absegnung dachten wir uns, es kann vorläufig ja keinem schaden, wen auch immer zu schützen, ob uns oder die anderen oder beide, vielleicht auch gar keinen – und mir in Grippezeiten einen Schal vor’s Gesicht zu ziehen, war mir eh schon vertraut. Grundsätzlich kann ich mir nicht vorstellen, dass längerfristiges Tragen von Mundschutz in allen Alltagssituationen unterm Strich etwas bringt – entweder findet das Virus dennoch seinen Weg (denn es ist ja in der Atemluft und bleibt in der Atemluft und jeder wird sie auch ungefiltert mal einatmen) oder wir kommen wirklich mit diesem oder anderen Viren weniger in Kontakt und verpassen es somit, uns an die Atemluft mit all ihren sich ständig neu entwickelnden Inhalten, bisher unbekannten weil noch nicht im Labor isolierten Erregern etc. anzupassen und verlieren dadurch die sonst meist unbemerkt entstehende Immunität. Werfe ich mal als Laie ohne Tunnelblick so in den Raum..

Nun gab es zudem auch im März schon einige Experten, die nicht nur sagten, Masken seien nicht nötig, sondern sogar davor warnten, dass die breite Bevölkerung inklusive Kinder mit Masken herumhantierte und möglicherweise sogar mehr Schaden als Nutzen anrichten könnte. Der Grund für diese warnenden Worte war, dass man, wenn man die Maske nicht zuhause direkt nach dem Händewaschen aufsetzt und sie dann auch erst zuhause wieder mit sauberen Händen abnimmt, sich vielleicht mehr im Gesicht anfasst, als man das normalerweise tut. Und nun hatten wir ja gerade erst weltweit gelernt und geübt, dass man genau das nicht tun soll, wenn man sich vor Ansteckungen schützen will: sich ständig im Gesicht herumzufummeln, die Augen reiben, an der Nase kratzen etc. Auch Brillenträger sollten nun besonders vorsichtig sein, denn auf der einen Seite schütze eine Brille zwar bedingt die Augen, falls ein Hustenangriff direkt von vorne erfolgt, jedoch hat man die Viren dann natürlich vorne auf der Brille und sollte es tunlichst vermeiden, die Brille außerhalb von Zuhause anzufassen und sich dann mit den Fingern die Augen zu reiben.

Jetzt haben wir inzwischen zumindest in Südspanien Temperaturen um die 30 Grad und eine Maskenpflicht (hier wurde der Chef-Virologe offenbar von der Politik überstimmt), auch draußen, falls keine 2 Meter Abstand gewahrt werden können. Meine Beobachtungen zum Mundschutztragen in einem Ort in Andalusien möchte ich nun hier teilen. Dass diese Situation auch auf andere Orte übertragen werden kann, vermute ich nur. Vorab nochmal: es geht nicht darum, mal eben für eine halbe Stunde eine Maske aufzusetzen, wenn man in einem klimatisierten Supermarkt einkauft, solange es nun zukünftig nicht zur Gewohnheit werden sollte – denn grundsätzlich müsste man ja dann gegen alle Atemwegsviren Maskenpflichten erlassen. Doch wenn man sich in kleineren Geschäften ohne Klimaanlage bewegt, dann wird bei diesem Wetter zunächst mal deutlich: man spart bestimmt Geld. Ich jedenfalls gucke nicht mehr herum, was ich vielleicht noch so brauchen könnte außerhalb des Einkaufszettels – meine Maske schwimmt nämlich bereits nach wenigen Minuten im Gesicht herum. Ich kann damit gerne leben, wenn ich damit anderen das Leben rette, was ich jedoch stark bezweifle, und ich schaffe es zumindest in der kurzen Zeit auch ganz gut, mir nicht an die Maske zu fassen, während ich den Einkauf mache.

Costa del Sol -Nachrichten vom 21.5.20

Was aber ist mit der Verkäuferin? Da habe ich nun in allen kleinen Läden (ohne Plexiglasscheibe) die gleiche Beobachtung machen können – und ich verurteile das in keiner Weise, denn man kann bei dreißig Grad so eine Maske nicht acht Stunden tragen, ohne dass einem schummerig wird – egal was Leute behaupten, die das noch nie ausprobiert haben. Die Verkäufer haben IMMER, wenn ich den Laden betrete und sonst kein Kunde drin ist, die Maske unterm Kinn hängen oder auch gar nicht auf. Sobald ich dann zur Kasse gehe, ziehen sie sich die oft schon durchnässte Maske über die Nase (wie oft sie in diese Maske schon hineingehustet oder geniest haben, weiß ich natürlich nicht) und fassen dann mit derselben Hand meinen Einkauf an, um ihn in ihrer Kasse zu erfassen. Sobald ich den Laden verlasse, ziehen sie sich die Maske wieder runter – und wischen sich den Schweiß vom Gesicht. Und natürlich entferne auch ich die Maske vorübergehend, bevor ich in den nächsten Laden gehe, ohne mir zwischendurch die Hände waschen zu können.

Das Gleiche passiert, wenn ich in ein Lokal gehe – bzw. auf eine Terrasse (denn drinnen darf man hier in in der Provinz noch nicht sitzen). Die Tische haben Abstand, das ist generell angenehm – jedenfalls für den Gast. Doch die Kellnerin zieht sich die Maske natürlich auch nur hoch, bevor sie am Tisch bedient. Sie fasst sich also, genau wie die Verkäuferin, nun viel häufiger als normalerweise ins Gesicht und fasst dann die Kaffeetasse an, die sie mir bringt. Spätestens, wenn sie wieder drin ist, wird die Maske hastig nach unten geschoben und erstmal durchgeatmet. Ja und nochmal: was soll sie auch sonst machen?

Aber ich verstehe somit eben auch die Virologen, die einst gewarnt hatten, dass es möglicherweise eher schaden kann als nützen, undifferenziert der ganzen Bevölkerung Mund- und Nasenschutz zu verordnen. Und die einstige Warnung, die Maske zwischendurch nicht abzunehmen, oder sich nicht ins Gesicht zu fassen, ist absolut nicht alltagstauglich – schon gar nicht bei sommerlichen Temperaturen. Ob die Maske, wenn sie vom Niesen und Schwitzen durchgeweicht ist, überhaupt noch was bringt, kann ich natürlich als Laie nicht beurteilen. Ich hoffe es aber sehr, denn ansonsten wäre sie im Sommer in den meisten Situationen (außer in klimatisierten Räumen) möglicherweise wirklich eher schädlich als sinnvoll.

Als weiteres Argument gegen eine generelle Maskenpflicht war zu hören, dass Menschen sich mit der Maske zu sicher fühlen und die Abstandsregeln nicht mehr beachten würden. Dieses Verhalten konnten wir zumindest hier schon lange vor der Maskenpflicht beobachten. Hinzu kommt, dass es in unserem spanischen Küstenort bereits im März viele Menschen gab, die stolz tolle Masken mit Ventil trugen, woher auch immer sie die hatten während der derzeitigen weltweiten Maskenknappheit. Nun schützen Masken mit Ventil aber meiner Kenntnis nach nur einen selber und eben NICHT die anderen, sodass die Solidaritätsregel hier gar nicht aufgeht. Zumal das den Inhabern dieser Supermasken offenbar gar nicht bewusst (oder aber egal) ist, was dann wiederum gut an dem oft völlig fehlenden Abstand zu erkennen ist – der nun seit der Einführung der Maskenpflicht auch von vielen anderen Menschen gar nicht mehr angestrebt wird.

Als Kunde würde ich persönlich mich tatsächlich besser fühlen, wenn Verkäufer und Bedienung keine Maske tragen würden, damit sie sich nicht ständig ins Gesicht fassen müssen, bevor sie Einkauf, Wechselgeld oder Kaffeetasse anfassen. Zumal auch diese Personenkreise mit Sicherheit ihre Masken mehrmals tragen, zumindest innerhalb eines Tages *). Das mag natürlich als mein subjektives Gefühl falsch sein, denn Husten oder Niesen sind ja nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand gefährlicher als Oberflächen, was die Verbreitung von Sars-Cov2 angeht. Aber es gibt ja auch noch andere Krankheitserreger, die durch feuchte Masken tatsächlich erst vermehrt werden – dagegen habe ich es in meinem bisherigen Leben höchst selten bis eigentlich gar nicht erlebt, von einer Servicekraft angehustet oder angeniest zu werden, während sie mir meine Bestellung an den Tisch bringt.

Bei diesem Hygienethema fällt mir übrigens immer eine Vorgehensweise ein, die auf den ersten Blick gar nichts damit zu tun hat und die ich bei einigen Bäckereien in Deutschland schon immer verwundert beobachtet habe: und zwar, wenn die Verkäuferin ein Papierchen nimmt, um damit mein Gebäck in ein Papiertütchen zu packen – bis dahin sieht das Ganze total aufmerksam und sinnvoll aus, weil sie somit mein Gebäck nicht direkt anfasst – und dann jedoch das Papierchen, mit dem sie mein Teilchen vor den Keimen auf ihrer Hand geschützt hat, zusammen mit dem Gebäck ins Tütchen schmeißt..

Neben dem möglichen kurzfristigen Nutzen des Maskentragens, also der Vermeidung von Viren, bleibt dann natürlich immer noch und immer wieder neu die Frage im Raum, wie lange das dauern soll mit der Vermeidung. Denn wenn wir den Kontakt zu Viren und anderen Erregern dauerhaft eindämmen, kann unser Immunsytem auch nicht trainieren. Und vielleicht kostet das langfristig ja sogar mehr Menschenleben als dieses neue Corona-Virus. Was passiert mit Kindern, die mit dem Gefühl aufwachsen, dass die Luft um sie herum und die Luft, die sie selber ausatmen, eine Gefahr bedeutet und die, statt Mimik deuten zu lernen, nun nur mit halben Gesichtern aufwächst? Wie ist es für alte Menschen, die keine Umarmungen und keine Gesichter mehr zu sehen bekommen in ihrer letzten Lebensphase?

*) Zum Thema mehrmaliges Tragen von Masken ist hier noch ein informativer Artikel von Anfang März 2020. Wenn schon die Gesamtbevölkerung kaum noch auf diese Umstände hingewiesen wird, seit sich die Maskenpolitik geändert hat, so erwarte ich zumindest als Kundin, dass Menschen, die berufsmäßig im Publikumsverkehr arbeiten, solche Belehrungen erhalten – und dass ihnen genügend Masken zur Verfügung gestellt werden, um diese regelmäßig wechseln zu können. Vielleicht wäre auch ein eigener Strohhalm sinnvoll, den ich immer in der Tasche habe, wenn ich Kaffee trinken geh.. https://www.zm-online.de/news/gesellschaft/mundschutz-nur-im-notfall-doppelt-tragen/

Und von Quarks gab’s auch noch was ;) https://www.quarks.de/gesellschaft/wissenschaft/was-man-ueber-schutzmasken-in-zeiten-von-corona-wissen-muss/


4 Gedanken zu “Mund- und Nasenschutz

    1. Ja danke auch für deinen Beitrag zum Thema Maske, der mich ein wenig mit veranlasst hat, meinen nun doch aus der Entwurf-Schublade zu holen. Ja, was die Welt und einen selbst so gerade bewegt.. wie sich das wohl in drei Jahren liest?

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