Essen in Pausen

„Zuhause geht das ja noch, aber wenn ich unterwegs bin… wie soll ich das denn bei der Arbeit machen mit dem vegan? Wir haben nichtmal eine Teeküche – der Bäcker nebenan hat nur Käsebrötchen und die Kantine ist schon stolz auf den vegetarischen Kartoffelauflauf.“ Nun, es geht alles – und in diesem Fall leichter als mancher denkt. Am leichtesten geht es natürlich in Berlin oder Wien, unterwegs vegan zu essen – dort sitzt sogar möglicherweise manch Mischköstler mittags im Kaffeehaus und merkt gar nicht, dass es vegan ist, während er sich zum Nachtisch die Zitronensahne schmecken lässt. Doch auch wir Kleinstadt- und Dorfbewohner haben eine Chance, in der Pause nicht zu verhungern – der Vorteil gegenüber den verwöhnten Berlinern: es ist billiger – und oft auch gesünder. Wir machen uns nämlich einfach alles selbst. Das klingt jetzt erstmal nach viel Arbeit, Phantasien von einer dampfenden Küche um Mitternacht, damit bis morgens zum Dienstantritt alles fein säuberlich fürs vegane Buffet im Büro hergerichtet ist, machen sich breit.. Doch keine Sorge, die Zubereitung von veganem Essen ist das einfachste von der Welt. Man bereitet es nämlich nur zu, wenn man wirklich gerade Lust dazu hat (und die wenigsten haben das, wenn sie abends um sechs zuhause sind und morgens um sieben wieder losmüssen). Und eigentlich wissen wir es doch: je weniger wir das Essen veräIMG_20150517_183632ndern, umso gesünder ist es, viele Pflanzen wachsen (fast) mundgerecht aus dem Boden.

Zum Frühstück gibt’s bei mir, wie ihr wisst, meist Obst – entweder ganz oder als Smoothie. Beides lässt sich auch gut mitnehmen für die Frühstückpause. Wem das nicht reicht bis zur Mittagspause, der kann sich noch Vollkornbrot und Brotaufstrich mitnehmen, auch falls ein reichhaltigeres Frühstück aus arbeitstechnischer Sicht notwendig ist (körperlich anspruchsvolle Arbeit, sehr späte Mittagspause o. ä.). Auch Avocado eignet sich wunderbar für das Belegen von Brot, garniert mit ein paar Oliven oder getrockneten Tomaten sind übrigens neidische Blicke von Leberwurstbrotessern fast sicher ;)

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Für die Mittagspause gilt: die Grundlage aus Stärke wird vorbereitet, und zwar soviel, wie du brauchst, um satt zu werden – alles andere essen wir einfach roh. Also muss am Abend vorher lediglich Vollkornreis (oder Kartoffeln, Buchweizen, Hirse, Quinoa,..) gekocht werden (als Rohköstler kannst du dir das entsprechende Getreide natürlich auch zum Keimen einweichen). Oder es wird, wenn sowieso abends warm gegessen wird, einfach etwas mehr gekocht. Den Reis fürs Büro dann einfach nach dem Abkühlen in ein Schraubglas und in den Kühlschrank packen – fertig. Das gleiche geht mit Bohnen oder Linsen. Und wem am Morgen einfällt, dass er nun doch nichts vorgekocht hat, der packt sich eben ein paar Scheiben Vollkornbrot ein.

Dazu gibts Gemüse; mal dieses und mal jenes, entsprechend der Gegebenheiten des Arbeitsplatzes mehr oder weniger vorbereitet – grundsätzlich bleibt das Gemüse aber roh, so erhalten wir die meisten Nährstoffe. Möglich ist hier alles, was schmeckt und bekommt und gerade gut erhältlich ist: Tomate, Möhre, Gurke, Zucchini, Stangensellerie, Fenchel, Paprika, Radieschen und und und – und Avocado :)

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  • Wer sich im Büro frei entfalten kann, der kann sich das Gemüse ganz mitnehmen – plus ein Küchenmesser. Somit brauchen wir also zuhause gar keine Vorbereitung und können länger schlafen. Reis oder Brot werden dann einfach dazu gegessen, ggf. gewürzt oder mit Gemüse und/oder einem Brotaufstrich belegt – für Notfälle (auch fürs Frühstück) kann man sich kleine Brotaufstriche in die Schreibtischschublade packen, die sind verschlossen ungekühlt haltbar.
  • Wer nicht im Büro anfangen will, sein Gemüse zu schnippeln, der kann das zuhause tun, am besten in mundgerechte Stäbchen und Stückchen – das eignet sich besonders gut für Leute, die ihre Pausenzeit im Auto verbringen, auch kann man diese Streifen und Stäbchen ganz wunderbar in sogenannten Pita-Broten verpacken, die es inzwischen abgepackt in jedem Supermarkt gibt (auch diese Variante führt immer wieder zu verstohlen sehnsüchtigen Blicken von Menschen, die als Nicht-Veganer auf das Käsebrötchen vom Bäcker angewiesen sind)
  • Und wer dann doch lieber ein fertiges Gericht für die Mittagspause haben möchte, der schnippelt das Gemüse eben zuhause in den Reis oder in die Linsen oder in die Hirse, macht etwas Zitrone und ggf. wenig Öl dran, die Lieblingsgewürze dazu und hat einen sättigenden Salat – das ganze kommt dann ins Schraubglas und kann über Nacht im Kühlschrank durchziehen.

Für Schreibtischtäter noch eine weiterer Tipp: keine ganzen Packungen mit Riegeln, Keksen und auch nicht mit Trockenfrüchten und Nüssen in die Schublade packen (für Auslieferungsfahrer und Handwerker gilt das fürs Handschuhfach ;)) – man futtert sonst mehr und auch pausenloser als gesund ist. Am besten füllt man sich auch hier seine Tagesration Naschkram zuhause in ein Schraubglas ab und wenn es alle ist, dann ist es eben alle. Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich bis mittags nur Wasser und Obst zu mir nehme und nicht ständig irgendwas esse, fast keine Heißhungerattacken auf Süßigkeiten mehr habe. Auch fällt es mir heute sehr viel leichter als früher, mal zwei oder auch drei Stunden ganz ohne den Keks oder Riegel zwischendurch auszukommen, was für den Verdauungsprozess sehr viel energiesparender ist. Somit steht dann mehr Energie für andere Aktivitäten zur Verfügung, müde Phasen am Mittag oder Nachmittag lassen merklich nach. Ich trink zwar ab und zu gerne einen Kaffee, brauche ihn aber nicht, um wach zu werden – das Grundgetränk auch im Büro ist natürlich: WASSER.

Wer dennoch bei der Arbeit Panik bekommt, wenn keine Süßigkeiten in der Schreibtischschublade liegen, könnte sich auch mal fragen, ob es vielleicht an der Arbeit liegt – aber das nur so am Rande..

Für alle, die gerne in einer Kantine essen möchten, die noch kein veganes Gericht anbietet: NERVEN!! „Gibt es was Veganes? Immer noch nicht? Schade! Ok dann für mich bitte nur den Beilagensalat ohne Dressing.“ – Den Reis gibt’s dann halt später im Büro – wer extrovertierter ist, kann natürlich auch Schraubglas, Zitrone, Tahin, Sojasoße und Basilikumtöpfchen aus der Handtasche holen und sich fröhlich seinen Reis- oder Nudelsalat oder sein gefülltes Pitabrot am Tisch in der Kantine selber machen. Wenn wir uns gar nicht äußern, ändert sich auch nichts. Wie oft habe ich schon gehört: „vegaaan? äh – außer Ihnen wollte sowas noch nie jemand“ – Sicher?!?…

Ich bin absolut dagegen, meine Kollegen zu nerven, wenn sie kein Verständnis für meine Ernährung aufbringen (außer sie haben angefangen ;) ) – aber jegliche Gastronomie muss informiert werden, denn im wirtschaftlichen Bereich zu nerven, wenn es etwas nicht gibt, was man haben möchte, bedeutet konstruktiv zu informieren. Wer, wenn nicht die Veganer, sollten der Kantine mitteilen, dass sie veganes Essen möchten und sonst eben nichts essen und nicht mehr wiederkommen? Von wem sollen die Gastronomiebetreiber denn sonst erfahren, dass sie noch mehr Gäste haben könnten?

wpid-img_20150529_104939.jpegDoch auch ohne Gastronomie in der Nähe: geht nicht, gibt’s halt nicht. Ich persönlich teile die Erfahrung vieler Veganer, dass Mahlzeiten bei der Arbeit und unterwegs sehr viel gesünder ausfallen als früher – und man sogar Geld spart, wenn man nicht mehr nebenan das Käsebrötchen („und ach, die sehen ja lecker aus, packen sie doch bitte auch noch eine Puddingschnecke dazu!“) besorgen kann. Und Zeit spart man auch, wenn man nicht mehr in der Pause zum Bäcker laufen muss. Die kann man dann dafür nutzen, Paprika und Avocado in Streifen zu schneiden – oder meinen Blog zu lesen :)

 

Zum Fit+Food-Coaching geht es hier.


8 Gedanken zu “Essen in Pausen

  1. Klasse, Dein Beitrag bringt alle Probleme auf den Punkt und bietet super-viele, tolle Lösungen an. So perfekt habe ich das noch nicht drauf, aber es bestätigt, auch für unterwegs gibt es keine Ausreden.
    :)

    Liebe Grüße, Silke

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  2. Liebe Janine,

    ein sehr schöner Beitrag. Das klingt sehr unkompliziert, einfach, lecker und preiswert. Das will ich auf jeden Fall für mich probieren.
    Ich finde Deinen Beitrag so gut, dass ich ihn auf meinem Blog verlinkt habe. Weiß nicht, ob das die korrekte Bezeichnung ist, wenn ich „Press This“ benutze.

    Sonnige Grüße

    Claudia

    Gefällt 1 Person

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